Keiner kann sagen, dass er nicht wusste, was auf ihn zukommen würde, Freitag im StiC-er. Der Name sagte alles: „Vagina-Monologe“. Ja, wir habens befürchtet. Auch das Pendant zum Dingsda beim Mann führt ein unabhängiges Eigenleben. Schlimmer: Sie kann sprechen! Und was sprudelt da nicht alles aus dem flotten Muttermundwerk, über die frechen Schamlippen. Derb und direkt, lustig, gequält, mädchenhaft, verschämt. Aber Satz für Satz ein gezielter Anschlag auf jegliches Gemauschel um „das da unten.“
Das Theaterstück „Vagina-Monologe“ ist von Eve Ensler. Eine Amerikanerin, die über 200 Frauen interviewte, 200 Vaginas buchstäblich zum sprechen brachte. Und zwar gleich ganz laut: 1997 am New Yorker Off-Broadway. Wo die Monologe international danach auch immer aufgeführt wurden, sie schlugen ein wie Meteoriten. Ein bis dahin völlig fremdes Wesen meldete sich zu Wort.
Und es ist, zugegeben, kein reines Vergnügen, ihr zuzuhören. Lily Derbyshire, Elena Grundke und Fanny Glawe haben aus der kleinen Bühne Im Neubau des StiC-er ein, sozusagen, „intimes Theater“ gemacht. Schon der Mut der drei jungen Laien-Darstellerinnen zu den schweren Textpassagen und den sehr speziellen Figuren dahinter ist beachtlich. Alle drei aber packten derartig aus, dass man, bis eben noch Zuschauer, im nächsten Augenblick hineingezogen wurde. In die schicksalhafte Zweieinigkeit von Frau und dem Universum, dem abgrundtiefen Keller, der rätselhaften Dunkelheit zwischen ihren Beinen. Was so eine Vagina doch alles im Kopf hat! „Ich kann das nicht. Mit dir über da unten sprechen.“ Es dröhnt aus Lily Derbyshire. Furchterregend und tränenrührend zugleich, ihr erster Kuss, lange her, „danach hab ich den ganzen Laden zugemacht!“ Oder Elena Grundke, das Kind, die frühverführte „Tschurimuri“, in hinreißender Naivität. Und Fanny Glawe, als die perfekte „Stöhnerin“ und zwar so, dass man gleich mal bei ihr einen Kurs „Wie simuliere ich einen Orgasmus“ buchen müsste. Sie buchstabieren das ganze weite Feld einmal durch, sie legen die Seele frei und bringen zum lachen. Und sie bringen es bewundernswert leicht und selbstverständlich rüber. Ein starkes Stück für Frauen. Aber auch für Männer, die es bisher nicht geglaubt haben: Sie können sprechen. Die Vaginas. Sie petzen und heulen und lästern und beschweren sich, freuen sich, lachen sich scheckig und haben immer Hunger!
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