Montag, Juli 09, 2007

Kolossales Wortgefetze zur Posaune


Nach dem Donnerstagabend im Gustav-Adolf-Saal fragte man sich doch: Was war in der Soljanka, die Thomas J. Hauck und Friedrich Schenker gemeinsam in einem bekannten Berliner Lokal zu sich genommen haben? Oder genauer: Was haben sie dazu getrunken? „Serners Soljanka“ - Ein kolossales Wortgefetze zu Posaune, kann man sagen, das war es. Todernst inszeniert mit Notenständer und Mikrofon auf Bühne. Die hinter dem Vorhang erst einmal leer blieb. Bis die beiden Virtuosen beliebten, das pausenlose Programm zu eröffnen. Mit Tuten und Schmatzen ins Mikrofon. „Es ist nicht schwierig, blond zu sein.“ War der erste rote Fadenzipfel, der sich aber schon in der zweiten Zeile, wenn man von so was reden kann, im Gehirn festzurrte. Oink quiek tara tara tara. Oder: Du hast den nassen Fetzen nie geliebt. Tatsächlich haben wir es hier mit reinem Sernerschem Dada-ismus zu tun, eine Kunstform, die sich Anfang des letzten Jahrhunderts gegen eine „Ismus-isierung“ von vornherein wehrte und jeglichem Sinn an sich gründlich den Krieg erklärte. Insofern kann es sogar als übertrieben gelten, dass Hauck den Rhythmus mitsteppte und am Notenblatt hing, was bei „ticketacketicketacketirietirie" allerdings wieder so was wie eine Berechtigung fand, weil da vielleicht auch stand „augenaufreißhandhochreiß“. Wer weiß? Einziger textlicher Lichtblick mit Zeitbezug war vielleicht der Ausruf „Welch ein Juli ogottogott“. Ansonsten konnte man auf Denkvorgänge weitgehend verzichten. Es handelte sich einzig um den Vortrag der Vortragenden und die bewiesen durchaus Virtuosität und Können. Ging Hauck in seiner sprachlichen Gelenkigkeit an die berserkerschen Grenzen, hat Schenker ebenfalls aus der Posaune geholt, was mit Pusten. Blasen, Klopfen, Husten, Brummen und Auseinanderbauen an Musik so möglich ist. Alles in allem: ein „gewaltiger metaphysischer Furz“ (Serner) dem die Beiden mit der „Variante in D-Moll“ eine vom Publikum gewünschte Zugabe gewährten.

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