Montag, Juli 09, 2007

Mendelssohns "Paulus Oratorium" in der Kulturkirche


Es gibt nur wenige biblische Figuren, die so präsent sind, wie Paulus, der sich vom Christenverfolger Saulus zum Heiligen Apostel Paulus wandelte und als personifizierte Vorlage für einen sprichwörtlichen Sinneswandel gilt. Ihm und dessen Leben, das mit dem Märtyrertod endete, widmete Felix Mendelssohn Bartholdy 1836 ein Oratorium. Sein Erstes; der „Elias“ folgte zehn Jahre später. Mendelssohn gilt als einer der bedeutendsten Komponisten der Romantik und ist der entscheidende Wiederentdecker der Chorwerke des, in der Zeit, völlig unbekannten Johann Sebastian Bach´s. 1823 hatte er eine Abschrift von dessen Matthäuspassion in die Hände bekommen und das Werk wieder aufgeführt. Möglicherweise war das der Impuls für sein erstes Oratorium.
Am Sonntagnachmittag wurde „Paulus“ als ein gemeinsames Projekt des Bach-Chores St. Nikolai Stralsund und der Kantorei Demmin in der Kulturkirche St. Jacobi aufgeführt.
Dem Oratorium wurde oft vorgeworfen, zu akademisch komponiert zu sein. Eng an den Worten der heiligen Schrift, entbehrt das Werk zugegeben einer gewissen Handlungsdramatik oder herzensnaher Arien. Dennoch, es ist ein schönes und wichtiges Werk der Romantik. Leider viel zu selten gespielt. Das Philharmonische Orchester Kalisch (Polen) unter der souveränen Leitung von Kantor Matthias Pech konnte mit warmem und ausgeglichenem, vollem Klang überzeugen. Hervorzuheben ist die Leistung des Chores, der eine sehr umfangreiche Partie mit gutem Ausdruck gestaltete. Wenige Intonationsprobleme im Sopran konnten den guten Gesamteindruck nicht schmälern.
Als Solisten wirkten Dorothee Fries im Sopran und Annerose Kleiminger als Altistin. Einen stimmlich hervorragenden Paulus lieferte Bariton Andreas Scheibner, der ebenso wie der Tenor Johannes Klüser bereits Mitglied des Solistenensembles des Theaters Vorpommern war. Bei nur zwei Aufführungen, in Demmin und Stralsund, hatte man am Wochenende die Chance, dieses Chorwerk einmal wieder zu erleben. Die Kulturkirche jedenfalls war voll.

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