Montag, Juli 09, 2007

Mit Staub graue Zellen sortiert


Tja, hier gibt’s jetzt Menschen, die haben anderen gegenüber einen echten Vorsprung. Die nämlich, die Dienstagabend in der Brauerei waren. Bei Gregor Staub. Ein Entertainer, ein Zauberer ist er. Einer, der jedem Einzelnen in dem vollen Saal das achte Weltwunder vorgeführt hat: Das eigene Gedächtnis. Immer lauter, immer ungläubiger, johlend, klatschend war das gesamte Publikum von sich selbst am Ende so begeistert, dass die Stimmung sogar in eine fröhliche Massenhysterie umschlug. In drei Minuten hat der Gedächtnistrainer dem gesamten Publikum zwanzig völlig zusammenhanglose Begriffe beigebracht: Kuchenblech, Winterstiefel, Schachbrett, Bürgermeister, Drachenflieger, Schifffahrt, Rotkreuzhelfer, Leseratte, Blauwal und so ging das immer weiter. Gemeinsam wurden sie auf Anhieb heruntergebetet und spätestens nach dem zehnten Begriff, der von ganz alleine einfach auf dem gehirninternen Teleprompter erschien, begann das Publikum ungläubig zu werden. Was war das? Die amerikanischen Präsidenten ab 1953 pflanzte Staub unlöschbar in die Köpfe seiner Probanden. Oder wie man thailändisch bis zehn, eigentlich bis Tausend zählt, das sitzt jetzt verlässlich im Langzeitgedächtnis, (wer weiß, wozu man das noch braucht!). Er sortierte das Zahlengedächtnis, ließ 14 Leute nach Vorne kommen und brauchte vier Minuten, um Allen die Namen einzutrichtern. Und fragte immer wieder: „Wer ist von sich begeistert?“ Wer hat da nicht wie ein Erstklässler die Arme in die Luft gerissen? Es herrschte gespannte Aufmerksamkeit. Zwei Stunden lang konzentrierte Lernatmosphäre, viel geistreicher Humor und 450 kleine Oberstübchen-Lichter, die sich nach und nach anknipsten, Ahs und Ohs. Ein wahrhaft sinnvoller Abend. Und: nix mit Gehirn-Jogging. Das war eher Gehirn-Yoga. Das Gehirn, meint er, sei das zweite Organ, bei dem die Größe keine Rolle spielt. Obwohl er sich für den Abend in einer besonders intelligenten Ecke Deutschlands wähnte, das Publikum war einfach ne glatte Eins, kann seine Gedächtnisschule jeder von Fünf bis Hundertzwanzig erlernen. Über Eine Millionen Menschen hat Staub in den letzten fünf Jahren so gekriegt. Lehrer des Hansa-Gymnasiums hatten sich um den Erfolgstrainer bemüht, der in Schulen ohne Gage auftritt. Die Hansa-Schüler der 9. bis 11. Klasse, mit denen er schon den Vormittag verbracht hatte, seien „dramatisch besser gewesen, als der Rest der Welt.“ Hat er gesagt. Das wussten wir natürlich schon. Aber das kann jetzt ruhig auch mal in der Zeitung stehen.

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