Dienstag, Juni 03, 2008
Schülerkonzert 1. Sinfonie von Johannes Brahms
Die 1. Sinfonie von Johannes Brahms, c-Moll, op. 68 in der 10. Klasse des Hansa-Gymnasiums. Gähn! Klassische Musik? Wie schrecklich ist das denn. Brahms? Ooch nee! Musiklehrer möchte man da nicht sein. Mit solchen Banausen eine klassische Sinfonie zu erarbeiten, ist wirklich keine dankbare Aufgabe. Oder aber die Schönste, am Ende. Da sitzen sie nämlich und das Herz geht einem auf, wenn sie plötzlich von Brahms reden, als hätten sie einen neuen Freund gewonnen. Die 10 b des Hansa-Gymnasiums und ihr Musiklehrer Martin Hilpp werden am 13. 3. um 10 Uhr das Schülerkonzert im Theater Vorpommern gemeinsam mit GMD Prof. Husmann und dem Philharmonischen Orchester des Theaters Vorpommern bestreiten. Ein Musikunterricht, der es in sich haben wird. „Sie werden diese Musik nie wieder vergessen!“, eine Drohung fast, wie sie im Raum steht. Aber Husmann gibt nur ein Versprechen ab. Fürs Leben. Er ist sich da sicher. Dafür lohnt sich dieser Riesen-Aufwand, ein ganzes Orchester, ein Musikapparat mit ihm als Schaltstelle. Wie in jedem Schülerkonzert, in Stralsund kann man ja fast von Tradition sprechen, stellen die Schüler Komponist und Werk vor und entscheiden selbst, an welchen Stellen der Partitur der GMD den Taktstock heben soll. Auch der freut sich: „Das ist auch für die Musiker sehr interessant. Man kann diese Zusammenarbeit als Werkstatt betrachten. Beide Seiten haben etwas davon.“ Form und Präsentation der Inhalte sind im Unterricht in einzelnen Arbeitsgruppen gut vorbereitet worden. Mit dem Orchester wird es keine Probe geben. Dafür ist der GMD mit der Theaterpädagogin Dorothea Goltzsch in die Schule gekommen. Und erreicht mühelos, mit ruhigem Ernst, Konzentration und Stille, über das Klingelzeichen hinaus. Husmanns Bildersprache ist phänomenal. „Das Thema kommt rein, hat so Trauerkleider an.“ Er spielt es, schleicht herum wie eben ein Thema in Trauerkleidern und singt, die-daa-daa, geht ans Klavier und holt den Seufzer mit geschlossenen Augen aus dem Instrument, doziert „man erkennt es kaum.“ Er sagt aber, das sei die völlig subjektive Deutung eines Musikers, die Schüler sollen es selbst raushören, was immer sie darin sehen. Und siehe da, man erlebt eine Häutung, einen Entwicklungsprozess. Agnete Granitzka gibt als Erste zu, dass diese Schulaufgabe etwas mit ihr gemacht hat. Sie hat ein Interesse für klassische Musik entwickelt. Langsam packen alle aus. Karoline Hassler findet, dass Popmusik so schnell drin ist, wie sie wieder rausfliegt. Und Lisa Geißler meint, Brahms sei wie jede Musik so, dass man sich nur mal darauf einlassen muss, man müsse sie nur oft genug hören, dann kommt es auch an. „Naja, wir reden hier von nem Titel, der ne Stunde geht. Ohne Text.“ mäkelt Hermann Busse kurz im zwar-aber-Tonfall und pflichtet seinem Nachbarn Nick Arndt bei, als dieser sagt, „den Text kann sich doch jeder selber reinhören.“ Die Sinfonie wird im Anschluss an die Präsentation ganz gespielt, schlägt Husmann vor. Und, ja, das wollen sie. Auch wenn es die Schulzeit für Musik entschieden überzieht.
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