Dienstag, Juni 03, 2008

„Republik Vineta“ Schauspiel von Moritz Rinke


„Republik Vineta“, in Stralsund! Großes Lob für die Stückauswahl des Studententheaters der Ernst-Moritz-Arndt-Universität. Vineta, das Synonym diffuser menschlicher Sehnsüchte liegt vor unserer Haustür, versunken in der Ostsee. Näher kommen wir nicht ran, an die Theatergeschichte. Das Schauspiel von Moritz Rinke wurde im Jahr 2001 zum besten deutschsprachigen Bühnenstück gewählt. Als Koproduktion mit dem Theater Vorpommern war es am Dienstagabend auf der Bühne des Gustav-Adolf-Saales zu erleben.
Nein, was bei Rinke untergeht, ist kein Paradies, sondern ein orwellscher Alptraum. Fünf Männer in den besten Jahren sitzen fest in einer alten Villa. Das Stück ist ein Genuss, wenn man das Ende schon vorher kennt. Es geht hier zwar um, wichtigwichtig, die Erschaffung einer „Republik Vineta“ auf einer Insel. Strategiespiel in echt. Dies hier solln sie sein, die berufenen Pioniere, die Besten aus Wirtschaft und Politik, die sich das alles als ganz große Nummer aus ihren genialen Köpfen saugen. Wie sich im zweiten Teil herausstellt, und damit wird das Stück zu einer genialen Komödie, sind sie Opfer eines soziologischen Experimentes, mit dem der größenwahnsinnige Psychiater Dr. Leonhardt die verbissenen Workoholics in den Vorruhestand befördert. Die Villa ist eine insulare Heilanstalt für Arbeitssüchtige. Aber bevor von den vermeintlichen Top-Strategen jemand begreift, dass etwas faul ist, stürzen sie ellenbogenkeilend zur Karriereleiter, die unter dem Gesamtgewicht der armen Irren nur zusammen brechen kann.
Die Inszenierung von Jan Böde (Regie/Bühne/Kostüme) gibt den Schauspielern viel Raum für ihre Sprechrollen, auch auf die Gefahr hin, dass sie insgesamt zu nüchtern, zu behutsam, erscheint. Kahle Bühnenpodeste, völliger Verzicht auf Requisiten, Spieler, die am Rand einfrieren oder lebendig werden und die Handlung fortsetzen. Ihnen allen steht der Kakao, durch den man sie zieht, nicht nur bis zum unteren Rand der etwas peinlichen Leggins, sondern bis zur Oberkante Unterlippe. Obwohl im Mittelteil nicht viel passiert, schwamm man als Zuschauer leichtfüßig mit. Eine erstaunliche Gesamtleistung, die das unterschiedliche Spielspektrum der einzelnen Darsteller in sich aufnahm.

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