Dienstag, Juni 03, 2008

Max Goldt liest aus „QQ“


Stralsund hat eine Menge Vorteile gegenüber einer Großstadt. Neben der großen Badewanne vor der Haustür und dem guten Wetter wird ein Max Goldt scheinbar als Geheimtipp gehandelt. Während er in Berlin erwartet wird wie der Dalai Lama, lümmelten sich hier am Montagabend nur knapp 100 seiner Anhänger in die Sitzreihen des Theaters. Das blieb nicht ohne Wirkung auf den Autor. Enttäuscht sei er, ja, aber nicht zerknirscht. Und wer ihn kennt, weiß ja, dass er seine Geschichten weniger vorliest, als vielmehr vorträgt wie ein Komiker im depressiven Schub.
Sein neues Buch heißt „QQ“ und ist wie gewohnt eine Sammlung kurzer Betrachtungen über zeitgenössische Phänomen. Die wörtliche Bedeutung dieser QQ-Verschlüsselung würde jetzt hier auch nichts zur Sache tun. Man muss jede Goldt-Geschichte sowieso ganzheitlich betrachten. Auch wenn man jedes Wort auch auf die Goldtwaage legen könnte. Das wäre zum Beispiel schon wieder eine dieser Phrasen, die der Meister des Abschweifens auf die Spitze triebe. Es ist nicht amüsant, was er sich ausdenkt. Es ist zum Brüllen komisch. Hemmungslos schallend wurde über seine Verhedderungen gelacht. Zum Beispiel die Geschichte mit dem Vorschlag, im Frühherbst einen gesellschaftslähmenden und wirtschaftsschädigenden Doppel- bis Dreifachfeiertag einzuführen. „Masern“ würde er das nennen, auch egal, warum ausgerechnet Masern Aber es klingt gut. „An Masern Masern haben, haha.“ Eine Geschichte, die dem Verbraucher auf grausame Weise alle langen Wochenenden vergällt. Oder die Geschichte über zu gut gemeinte Pünktlichkeit, über Zufrühkommer. Das sei jetzt nicht sexuell gemeint, sondern in Erwartung von Gästen, Messis bräuchten wegen der vielen, oft toten Katzen („die Katze da, die schnurrt doch jetzt nicht mehr so direkt …?) nicht mit Besuch rechnen, aber so ein Sozialleben beinhalte eben auch das Gäste-Ein-und-Aus. Und nichts sei schlimmer als zu früh zu kommen. Er schweift ab, erfindet den Begriff „Pünktlichkeit Plus“, landet bei Apple Plus, Apfelschorle, das Giro-Konto-Plus, das man ja jetzt auch Schorle nennen könnte und endet bei einem Antrag nach Brüssel, die EU künftig „Germany Plus“ zu nennen. Hoffentlich kommt er wieder. Wir organisieren auch Shuttle-Busse aus den fernen Metropolen.

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