Samstag, August 23, 2008

Neue Männer braucht das Land - neue Frauen aber auch

Die Mädels aus Schwedt sind im Männergrundstudium stecken geblieben

„Also Mädels, so wird das nichts!“ Protestierte es in der Zuschauerin am Freitagabend im Gustav-Adolf-Saal. „So kriegt ihr nie einen ab! Das geht anders.“ „Neue Männer braucht das Land“ hieß das Programm, mit dem drei Schauspielerinnen der Uckermärkischen Bühne Schwedt mal wieder alles in Schutt und Asche legten, was sich an Zutraulichkeiten zwischen Mann und Frau seit dem Desaster 1968 entwickelt hatte. Die wirklich emanzipierte Frau von heute ist doch schon längst über den Kastrationseifer hinaus. Die bringt ihrem Goldstück morgens das Frühstück ans Bett und weiß, dass er anschließend durch ihre Anforderungsliste schnurrt wie ein gut geölter Sechszylinder.
Aber die Damen aus Schwedt sind da scheinbar im Grundstudium stecken geblieben. Als Nummerngirls waren sie super. Kess haarewedelnd, arschwackelnd, augenklimpend, drei Röhren, die einem das Blut in den Adern gefrieren ließen, immer einen schlimmen Spruch auf den rotgepinselten Lippen. Unvergessliche Erscheinungen. Aber muss man sich so dummdumm amüsieren, wenn man in der Kur darüber informiert wird, wie der Kerl zu Hause in der Küche versagt? Abgesehen davon, dass diese Rollenklischees komplett überholt sind, hätte die Reaktion ein bisschen mit Entsetzen gepaart sein können. Und so weiblich, ledig und nicht mehr ganz jung sollte man sich nicht erdreisten, den Spitznamen eines männlichen Gegenübers auf „schnurz“ oder „kurz“ zu reimen. Dass der Volltrottel das ganze Jahr über läufig ist, hat ja auch direkt damit zu tun - bleiben wir im Tierreich - dass die gemeine Tussi das ganze Jahr lang dafür empfänglich ist. Die drei Schauspielerinnen jedenfalls haben sich redlich Mühe gegeben, die Männer schlecht zu machen. Gewonnen hat aber an diesem Abend der weichgespülte und kuschende einzige Halbmann auf der Bühne. Pantoffelheld und herzerweichender Sympathieträger mit Gitarre. Wenn er sich gewehrt hat, dann wenn die Girls mal hinterm Vorhang verschwunden waren. Dann schlug man sich auf seine herzerfrischende Seite und duckte sich weg, wenn die Mädels wieder aufkreuzten. Männer muss man loben. Dann bleiben sie stark, Dann bleiben sie oben.

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